Aug 28, 2020

Rede zum Hundeschissbesitzer


Meine Damen und Herren, Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, ich bitte um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit. Unrecht ist geschehen – nicht weit von hier, dort vorn bei den Bäumen – und der Übeltäter dieses kalkulierten Rechtsbruchs, er steht mitten unter uns. Sein Hund schiss auf die Wiese einen Haufen Exkrement, dunkelbraun und stinkend, voller Bakterien und Keime. Dieser Besitzer aber steht daneben und weigert sich trotz Hinweis und Ermahnung und ohne ein Zeichen von Reue, seine Bürgerpflicht zu erfüllen.

Er überlässt den stinkenden Haufen Scheiße, der seiner Verantwortung entsprang, er überlässt ihn der Allgemeinheit, er überlässt ihn uns! Auf dass der Kot an Schuhen klebe, auf dass andere Hunde sich Keime und Gewürm einfangen, auf dass unschuldige Kinder ihren Ball damit beschmieren. Er ist der Besitzer des Hundes und damit ist er auch der Besitzer vom Hundeschiss. Ich nenne ihn deshalb den Hundeschissbesitzer! Dieser Mann stiehlt sich aus seiner Verantwortung und das ist nichts anderes als asoziales Verhalten. Im besten Interesse der Menschen muss dieses Verhalten sanktioniert werden. Und auch wenn kein amtliches Organ zugegen ist, um die gesetzmäßige Strafe einzuleiten, die zivilisierte Gesellschaft hat sehr wohl ein probates Mittel gegen asoziales Verhalten wie das dieses Mannes: Hohn und Spott durch öffentliche Aufmerksamkeit der Missetat.

Meine Damen und Herren: Schaut ihn Euch an, schaut Euch den Hundeschissbesitzer an. Und wenn Ihr ihn wiederseht, beim Bäcker oder im Baumarkt, im Tanzkurs oder beim Spazieren gehen, dann fällt es Euch ein: Dieser Mann verteilt Hundekot in unserer Stadt. Er beschmutzt seinen eigenen Ruf mit dem Exkrement seines Hundes und es wird ihm anhaften auf lange Dauer!

Doch muss es so kommen? Ich sage Nein! Das ist nicht gut. Jeder Mensch macht Fehler, das steht außer Frage. Einsicht und Umkehr sind dann das Zeichen wahren Charakters. Hundebesitzer, ich reiche Ihnen, stellvertretend für die Bürgerinnen und Bürger, deren Wort ich ungefragt ergriffen habe, ich reiche Ihnen die Hand. Und in dieser Hand ist ein Beutel, auf dass Sie sich damit unter Zeugen den Respekt und die Anerkennung verdienen, die Ihrer würdig ist. Sie wissen wo Ihr Haufen liegt. Sie wissen was Sie zu tun haben. Wohl an!


... Oh Hundebesitzer, Einsicht und Umkehr sind im Moment der Peinlichkeit der einzige Weg, um das Gesicht zu wahren. Sturheit und Aggression dagegen reiten Sie nur tiefer rein in die Misere. Ich glaube an Ihre Vernunft. Atmen Sie durch, wägen Sie ihre Optionen ab. Eskalation macht es nur schlimmer für Sie. Mehr Aufmerksamkeit, mehr Beschämung.

Nun haben Sie das Wort. Ich bin mir sicher, dass Sie etwas sagen möchten. Die Frage ist, ob Sie sich trauen, zu den Bürgerinnen und Bürgern zu sprechen, deren Stadt sie mit Kot beschmutzt haben.


... Hundebesitzer, sprechen Sie zu uns! Rechtfertigen Sie sich! Ich weiß, Sie sind der deutschen Sprache mächtig. Es ist nicht schwer. Subjekt und Prädikat und schon haben wir einen Satz. Oder Subjekt, Prädikat, Objekt, gerne auch im Genitiv. Nur Mut!


... Ich ermuntere Sie: Bereinigen Sie den Hundeschiss und bereinigen Sie damit Ihren persönlichen Ruf. Verdienen Sie sich Respekt und Anerkennung durch die zweifellos schwierige Umkehr. Zeigen Sie zivilisierten Charakter!


... Nehmen Sie den Beutel und heben Sie Ihren Hundekot auf!


... (mit rhythmischem Klatschen): |:Beutel! Beutel! Hundekot ins Beutelchen!:|

Und jetzt alle: |:Beutel! Beutel! Hundekot ins Beutelchen!:|